Wir machen Löcher in uns, um hinaus zu sehen.
Wir wissen um die andere Seite.
Heiß und Eis
Die Straße gehört unseren Augen
Wir lassen das Licht an.
Für einen Moment wissen wir wie es geht, dann geht es weiter.
Die einen laufen im Wasser zusammen, den anderen läuft das Wasser im Mund zusammen.
An den Füßen taut es.
Wir beobachten unsere Nachbarn uns stellen fest: sie sind wie wir.
Im Kreis fahren
Nur einmal angenommen, man würde keine
Fahrradschlösser mehr herstellen.
Ob sich aus den eingesparten Materialien genug Fahrräder produzieren ließen,
für alle, denen es dann geklaut würde/ für alle, die dann eins klauen wollten?
Und wie viele Fahrradschlösser müssten
jetzt gebaut werden,
damit die Rechnung morgen aufgeht?
Wir stiegen in die Stiefel uns betrachteten uns jetzt, da unsere Erscheinung perfekt war, im Spiegel. Wir konnten es in unseren Blicken sehen: es war unser Ernst und dieser würde es bleiben. Wir nahmen unsere Sachen und noch einen letzten Zug der alten Luft und dann gingen wir um die Angeln aus der Welt zu heben.
Ich kann nur an dich denken,
Auch wenn ich nicht will;
Auch, wenn Du nicht willst.
Gerade, weil Du nicht willst,
Ist es noch schwerer.
Es ist unmöglich,
Ich kann nur an dich denken.
Wir lunschen hervor.
Grün, grün, grün sind alle meine Kleider;
Rot, rot, rot sind alle meine Kleider,
weil mein Schatz ein Media Distribution Officer ist.
Blau, blau, blau sind alle meine Kleider,
weil mein Schatz ein Knowledge Navigator ist.
Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider,
weil mein Schatz ein Flueologist ist.
Weiß, weiß, weiß sind alle meine Kleider,
weil mein Schatz ein Nourishment Production
Assistant ist.
Auseinanderbrechen
Dir ins Gesicht spucken:
Vorsichtig. Mit einem Kuss.
Und Dich verprügeln,
Mit den Fingerspitzen.
Und mit all der Sorgfalt, die ich habe
Dir Leid antun.
Damit du spürst, wie gewaltig
Du mir fehlst.
Erguss spekulativer Astronomie, popkulturgefärbt
Wäre die Erde ein Würfel, wäre der Mond machmal Pacman.
Wie kommt es, fragte er, dass man mit der Zeit taub wird, oder blind, aber nicht stumm?
Und dann sagte er nichts mehr.
Wo der Stift nun ist,
Der die Wörter frisst
Das Schreibgerät,
Das kein Wort verschmäht?
Das Utensil mit Appetit;
Das Instrument,
Das aus der Tafel eine Tafel macht?
Ich habe es beschrieben,
Da hat es sich verschlungen.
Notizbuch.
Ich öffne das Notizbuch und denke an die ersten Zeilen: Da wo es beginnt. Ich blättere vor, doch da ist nichts. Dann finde ich dich. Ich schreibe, die Geschichte beginnt vor dem
Text.
Ich schreibe einen Vers für dich und streiche ihn sofort. Du bist so leicht und Sprache so schwer.
Du schmollst. Ich kann dir weder entlocken, warum, noch etwas dagegen tun. Deine Lieblingsworte willst Du nicht hören: weder vorgelesen, noch aufgesagt. Später nur einen Satz.
Ein Roman für dein Lächeln.
Ich schreibe dir ein Theaterstück. Alle Personen stehen das ganze Stück über auf der Bühne, rühren sich nicht und sprechen auch keinen Text. Fast nichts passiert. Das Publikum schaut
eineinhalb Stunden aufmerksam ins Dunkel. Ich weiß, wie gerne Du die Ruhe hast.
Spät abends plagst du dich mit Kopfweh. Von Tabletten willst Du nichts wissen, von den Pillen in Textform, die ich dir verschreiben will, schon gar nicht.
Ich schreibe, als Du die Bahn betrittst und ich schaue ich unwillkürlich auf. Plötzlich lösen sich alle Worte auf. In einem letzten Blick auf die Buchstaben wachsen sie langsam zu dicken
Fäden. Deine Arme, sogar deine Finger sind jetzt lange Schnüre. Ich halte den Stift mit beiden Händen, Du fesselst mich.
Du hast Angst, aber wir lernen uns trotzdem schnell kennen. Dass Du dich suchst, ist in Ordnung – ich suche dich auch.
Du erzählst von der Arbeit. Den Kollegen, den Kaffeepausen und den wachsenden Stapeln auf und neben deinem Tisch. Deine Worte werden zu einem Bild: Ich sehe dich zwischen Papierschluchten
hetzen. Als das Bild sich bewegt, stützt du dich ab, verschnaufst.
Eine Geschichte, die wächst. Ein Text, der sich selbst vermehrt. Bald schon ist er so groß, dass er sich selbst über den Einband des Notizbuches hinweg, auf anderen Papieren, Zetteln, und
auch in deinen Schluchten und Tälern weiter knüpft. Pusteblumenprosa ist das. Alles, was fehlt, ist etwas Wind.
Ich schüttele mein Notizbuch, um dir Wind zuzufächeln. Dir wird kurz kühl, aber ich schüttele zu stark. Die Worte, die herausfallen, verursachen einen Sturm.
Am Ende der dritten Woche unermüdlich unter deiner Tür hindurchgeschobener Entschuldigungsgeschichten, endlich eine Antwort. Du bist wieder da.
Dass wir wieder nebeneinander gehen, folgt einzig der Logik der Gewohnheit. Mit der Zeit haben wir uns die gleiche Meinung angewöhnt: Ich kann nicht ohne dich schreiben; Du kannst nicht ohne
mein Schreiben. Wir meinen das Gleiche, aber wir meinen verkehrt.
Ein Text, der dich verkehrt herum beschreibt, ist noch ein Text von dir, ist ein Text über dich. Vor allem wird er nie etwas anderes sein können, als ein Text für dich.
Die Höhepunkte fallen aus dem Alltag, schreibe ich reichlich krumm, als ein Blumentopf neben mir zu Boden geht. Er trauert um die anderen Blumentöpfe. Da oben aber niemand ist, freust
Du dich über das Blümchen, als ich nach Hause komme.
Eine Geschichte von einem, auf den ein Haus fällt. Von ihm bleibt nichts übrig, nur ein Blümchen kann sich halten. Ich hatte gehofft, das Blümchen gibt Halt, doch Du findest es zu
traurig.
Ich koche für dich, aber Du willst es nicht essen, weil ich das Rezept umgeschrieben habe.
Langsam komme ich dahinter, dich aus meinen Texten herauszuhalten. Und doch bewege ich mich immer gleich. Ich schätze, die Haltung wohnt dem Schreiben inne.
Versuche im Liegen zu schreiben, bringen Alpträume, Versuche auf dem Rad Schürfwunden. Ich halte mich doch an die Bahn.
Du bist bei mir, weil ich dem Alltag den Kampf angesagt habe. So meinst Du, ihm entrinnen zu können. Du stürzt dich in meine Notizen, weil sie dir passen. Sie passen dir, weil sie für dich
gemacht sind. Ich traue mich nicht, dir zu sagen, dass ich den Alltag brauche, um das Besondere zu schreiben; dass Du ihn mit mir nicht loswirst. Ich will dich nicht loswerden.
Eine Erzählung ohne Alltag. Die Sprache folgt nur noch einer Regel: keine mehr zu haben. Das Schriftbild wechselt bunt, Sätze hören einfach auf. Personen haben mehrere Namen und Substantive
werden konjugiert. Am Anfang ist es schwierig zu lesen, ganz am Ende schwer zu verstehen.
Wir leben in dieser Geschichte und in unserem Haus gibt es nichts doppelt: Sechs verschiedene Gabeln, sieben Messer; Teller in braun, in weiß, mit Zierrand, in groß und in klein: ein
wackliger Stapel. Auch die Dachziegel sind gemischt, dadurch wird das Dach schön bunt, aber ein wenig leck.
Du stolperst über den Eimer, den ich aufgestellt habe, weil es von oben tropft. Du fällst laut, schreist noch lauter, aber es passiert dir nichts. Der Eimer war so voll, ich bekomme dich fast
nicht aus den Sachen. Alles klebt an dir.
Dass ich über unsere Pfützenliebe schreibe, in der Bahn neben Fremden, empört dich. Dass Du vergisst, Du allein kannst meine Schrift lesen, empört mich.
Zwei Wochen lang schreibe ich sauber, deutlich und größer als sonst über Scham und Peinlichkeiten, also über dein Schamgefühl und deine Pein dabei. Zwei Wochen lang versuche ich dir das
aufschreibend auszureden. Ich erfinde, dass ich erfolgreich bin und diese Erfindung ist dir peinlich.
In einer Ausstellung, die wir besuchen, beschreibe ich dich vor Monet, vor Dali, vor Klee. Ich schreibe dich in die Bilder
hinein, verwebe dein Haar mit dem Hintergrund und staune ein bisschen, als das Blau von Monet und Dalís Gelb von allein zu Klees Grün werden. Als mein Stift Dein Haar ist das bunteste
aller bunten Haare flüstert, leuchten deine Wangen in Mirós Rot.
Du liebst mich, weil ich dich so sehe und neckst mich, dass ich die Bilder nicht sehe. Ich liebe dich, weil ich dich sehe und necke dich einfach so.
Ein Text darüber, dass es dann wirklich wird.
Sag, wo bist Du jetzt, kleiner Gedanke? Du warst Doch noch nicht fertig mit danken, oder? Nun sei doch nicht so undankbar.
Wenn schon keine Stachelbeeren
Mit Himbeeren wäre ich mehr als zufrieden gewesen,
Auch Erdbeeren hätte ich danken angenommen.
Johannisbeeren hätte ich mit Dir geteilt und
Mit Brombeeren bestimmt mein Hemd beschmutzt.
Was aber, soll ich mit den Lorbeeren?
Hausarbeitsdialektik:
Aufräumen, Fegen und Fensterputzen um dann nicht Prokrastinieren zu müssen.
Gefflüster
Ich möchte
Dein Souffleur sein
Und fflüstern,
Was du sagen sollst:
Ich möchte
deine Souffleuse sein,
vor dir stehen
und fflüstern:
Sei du doch mein
Souffleur
Selbstmedikation
Ich bin von Kopf bis Fuß
Auf Kuchen eingestellt.
Denn das ist meine Welt.
Und sonst gar nichts.
Das ist, was soll ich machen,
So meine Natur,
Ich kann halt kauen nur
Und sonst gar nichts.